Das mit dem Eduard-Wallnöfer-Preis für Technik und Wissenschaft ausgezeichnete Forschungsprojekt „Bakterien als Bioplastik-Fabriken“ setzt auf nachhaltige Kunststoffproduktion aus regionalen Abfallstoffen und CO₂.
Das diesjährige Siegerprojekt „Bakterien als Bioplastik-Fabriken“ wurde am 29. Oktober 2024 mit dem mit 10.000 Euro dotierten Eduard-Wallnöfer-Preis für Technik und Wissenschaft ausgezeichnet, der jährlich von der Eduard-Wallnöfer-Stiftung in Kooperation mit der Stiftung Südtiroler Sparkasse vergeben wird. In diesem Jahr wurde kein Eduard-Wallnöfer-Preis für Gesellschaft, Geist und Zukunft vergeben.
CO₂-effektive Bioplastik-Produktion
Das von den drei Wissenschaftlerinnen des Management Centers Innsbruck – Mira Mutschlechner, Sabrina Dumfort und Nataly Knöpfle – eingereichte Forschungsprojekt zielt darauf ab, Polyhydroxybutyrat (PHB), ein biologisch abbaubares Bioplastik, kostengünstig und nachhaltig aus regionalen Abfallstoffen und industriellen Emissionen wie Kohlenstoffdioxid (CO₂) zu produzieren. Dafür wird das von Projektleiterin Mira Mutschlechner in einer Biogasanlage in Roppen entdeckte Bakterium Thermoactinomyces mirandus genutzt. Thermoactinomyces mirandus kann CO₂ und H₂ (Wasserstoff) aus Laktose erzeugen. Diese beiden Grundstoffe werden in weiterer Folge von den PHB-produzierenden Bakterien als Kohlenstoff- (CO₂) und Energiequelle (H₂) genutzt, um Bioplastik herzustellen. Besonders hervorzuheben ist, dass dieser innovative Prozess nicht nur nachhaltig ist, sondern das Potential zur bedeutenden Reduktion der CO2-Emissionen durch die Herstellung von Kunststoffen bietet. Ein zentraler Faktor, um die ressourcenintensive Produktion von Plastik umweltschonender zu gestalten und einen wichtigen Beitrag zur CO₂-Reduktion in Tirol zu leisten. Dieser spannende, neue Zugang zur Herstellung von Bioplastik war auch einer der Hauptgründe für die Auszeichnung des Projekts mit dem Eduard-Wallnöfer-Preis für Technik und Wissenschaft.
Nachhaltigkeit und regionale Kreislaufwirtschaft
Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Nutzung lokaler Abfälle aus der Lebensmittelindustrie, insbesondere aus Molkereien, Brauereien und der fleischverarbeitenden Industrie. Durch die Verwendung von CO₂ aus industriellen Abgasen trägt das Projekt zusätzlich zur Reduktion von Treibhausgasemissionen bei und fördert eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Das Projekt hat nicht nur ökologische Vorteile, sondern fördert auch die regionale Wertschöpfung. Indem lokale Abfälle genutzt und importierte Rohstoffe reduziert werden, entstehen neue wirtschaftliche Möglichkeiten und Arbeitsplätze in Tirol. Das Konzept der Bioraffinerie, bei dem Biomasse vollständig genutzt und verschiedene Produkte und Energieträger erzeugt werden, spielt hierbei eine zentrale Rolle.
Innovationsförderung seit 46 Jahren
Die Eduard-Wallnöfer-Stiftung wurde 1978 als Geschenk der Tiroler Industrie zum 65. Geburtstag des ehemaligen Landeshauptmannes Eduard Wallnöfer gegründet. Seit Bestehen konnten 358.284,21 Euro an Preisgeldern vergeben werden. Das Stiftungskapital stammt von der Industriellenvereinigung Tirol und wurde 2003 durch die Stiftung Südtiroler Sparkasse aufgestockt. Die Eduard-Wallnöfer-Stiftung möchte sich herzlich bei der Stiftung Südtiroler Sparkasse für ihre großzügige Unterstützung bedanken.
Die Eduard-Wallnöfer-Preise zeichnen Forschungs- und Studienprojekte aus Nord- und Südtirol aus und sollen die wissenschaftliche, gesellschaftliche und technologische Entwicklung Tirols nördlich und südlich des Brenners fördern. Die Verleihung des Eduard-Wallnöfer-Preises 2024 zeigt erneut, wie wichtig die Förderung von Forschung und Innovation für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Weiterentwicklung von Nord- und Südtirol ist. Mit Projekten wie „Bakterien als Bioplastik-Fabriken“ wird nicht nur die Wissenschaft vorangetrieben, sondern auch ein entscheidender Beitrag zum Umweltschutz und zur nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung der beiden Tiroler Landesteile geleistet.